





Der Vater von Siegfried Karneth war ein Außenhandelskaufmann und betrieb ein Kolonialwarengeschäft in Gablonz, dem heutigen Jablonec nad Nisou in Tschechien.
Die Vorfahren der Familie Karneth sollen als norditalienische Einwanderer (urspr. Carnetti) in der frühen Neuzeit als Kundige für Bodenschätze ins Riesengebirge gekommen sein.
Aus der jüngeren Geschichte ist bekannt, dass die Vorfahren von Siegfried Karneth die erste mechanische Weberei im Riesengebirge eröffneten, die Webmaschinen allerdings dann als Kriegsanleihe im 1. Weltkrieg anlegten. Später wurden Großvater und Vater im Handel tätig.
Die Familie Karneth – Mutter und drei Brüder, der Vater war im Krieg - wurde am 31. Juli 1945 aus dem damaligen Gablonz im Sudetenland vertrieben. Siegfrieds Erinnerungen sind, dass es tags zuvor, seinem 4. Geburtstag, Honigbrote zum Frühstück gab.
In der Nachkriegszeit ließ sich die Familie in Wittichenau zwischen Hoyerswerda und Bautzen nieder, nachdem sie sich durch die Vertreibung und Kriegsgefangenschaft des Vaters über den Suchdienst wieder gefunden hatten.
Nationalsozialismus und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung in der Nachkriegszeit aus Gablonz, tschechisch Jablonec nad Nisou, ließ im Alltag der Menschen manche Kontakte zwischen ehemaligen Nachbarn oder Freunden doch weiter bestehen. Siegfrieds Vater zum Beispiel führte noch eine intensive Brieffreundschaft mit einem tschechischen Bekannten, einem Tiefbauingenieur. So erreichte ihn wohl auch eine Postkarte mit dem Rathaus aus dem nunmehr tschechischen Jablonec mit dem Rathaus, von der es schon eine frühere deutsche Ausgabe gab.
Der aufmerksame Vater untersuchte die Postkarten, fand Übereinstimmungen und Retuschen heraus und machte seine sorgfältigen Vermerke darauf. Wohl eine Art, mit der verlorenen Heimat fertig zu werden.